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Detmold wird 50
Zum Geburtstag begeben sich Experten auf Spurensuche

David Merschjohann ist als Experte auf dem Gebiet „kommunale Neuordnung in Detmold" geladen. Er schrieb seine Masterarbeit über das Thema und kennt alle Daten und Fakten bis ins Detail. Foto: Hetland
Detmold (ah). Anlässlich des Geburtstages der Stadt Detmold im Jahr 2020 befassen sich Altbürgermeister Friedrich Brakemeier und Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink mit den Geschehnissen rund um die Kommunalreform von 1970. Denn die Stadt Detmold, wie sie heute ist, ist ein Kind eben dieser. Beide haben ein "Stadtgeschichtliches Projekt" ins Leben gerufen und stellten dies nun in einem Vortrag vor. Zeitzeugenberichte und Recherchen der Unterlagen des Stadtarchivs förderten spannende Hintergründe zutage. Auch Bürger können noch Material beisteuern. "Ob Geschichten aus erster oder zweiter Hand, historische Fotos und Dokumente, all das sammeln wir", warb Dr. Bärbel Sunderbrink.
Experte David Merschjohann, der seine Masterarbeit der kommunalen Neuordnung in Detmold widmete und sich auch im Rahmen seiner Dissertation mit dem Thema befasst, berichtete von einem regelrechten Kraftakt. Sieben Jahre, 30.000 Druckseiten, unzählige Reformen und nahezu einen Verwaltungskrieg der Kommunen habe es gebraucht, bis es zum sogenannten "Friedenschluss" im Jahr 1975 kam. Sunderbrink entwickelte eigens einen Fragebogen, der sich mit dem Identitätsbild der Detmolder beschäftigt. "Wie tickt Detmold heute und was hat das mit der Vergangenheit zu tun?" Seit zwei Jahren arbeitet sie mit Brakemeier nicht nur an der Erschließung der politischen Historie, sondern auch an der Sammlung persönlicher Eindrücke und Erlebnisse der Detmolder heute und damals. "Den Fragebogen haben alle interessierten Bürger, Ortsbürgermeister und Heimatvorstände bekommen", sagte die Stadtarchivarin. 40 der ausgefüllten Bögen seien bereits zurückgekommen. Bereits jetzt stelle man deutliche Tendenzen fest, wenn es um den Begriff "Heimat" gehe, erläuterte Sunderbrink. Besonders die älteren Bürger fühlten sich noch stark dem jeweiligen Ortsteil zugehörig. Häufig höre man Dinge wie "Ich bin kein Detmolder, sondern Pivitsheider. Als beispielsweise das Ortsschild von Hiddesen verschwand und durch eines ersetzt wurde, auf dem lediglich "Detmold" als Ortseingang stand, habe das Verwaltungstelefon kaum stillgestanden, berichtete Ortsbürgermeister Wilfried Mellies lachend. "Der Bedarf an kommunaler Mitgestaltung und Identität war nach der extremen Ausdünnung der Ämter im Zuge der Neuordnung groß, sogar Frust machte sich vielfach breit", so Mellies. Bürgermeister Rainer Heller bewertet die Aufarbeitung nicht nur als eine spannende Bewertung der Historie, sondern sieht darin vielmehr auch eine Chance, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen und zukünftige Entwicklungen noch besser einschätzen zu können.
vom 20.10.2018 | Ausgabe-Nr. 42B